Die Ausstellung Queer Plastics of an Archive — reconsidering, revisiting, rebuilding… geht von der Doktorarbeit von Elburuz Fidan aus in der er zu zwei unterschiedlichen theoretischen Rahmen innerhalb der Bereiche Archiv und Gedächtnis forscht. Diese sind zum einen das Konzept des „Queer Use“ von Sara Ahmed und zum anderen die Theorien zur zerebralen Plastizität, die von Catherine Malabou vorgestellt wurden. Die Idee des „Queer Use“ schlägt vor, dass bestimmte archivarische Materialien alternative Verwendungszwecke jenseits ihres ursprünglichen Zwecks besitzen können, was möglicherweise zur Bildung eines „Queer Archive“ beiträgt. Umgekehrt unterstreicht die zerebrale Plastizität den Einfluss von Traumata auf das zerebrale System. Malabous Terminologie führt die Vorstellung der „neuen Verwundeten“ ein, als Entitäten, die mit einem spezifischen Gedächtnisverlust zu kämpfen haben, bei dem die Plastizität des zerebralen Systems nicht mehr so funktioniert wie zuvor. Innerhalb dieses Rahmens wird das Archiv selbst anfälliger für Verletzungen, wenn Manipulationen und plastische Veränderungen innerhalb seiner archivarischen Materialien auftreten.

Diese Bedingungen ebnen den Weg für die Erschaffung eines neuartigen Gegenarchivs, das aus zuvor unbekannten archivarischen Materialien entsteht. In der Ausstellung verwandelt Elburuz Fidan diese archivalischen Sammlungen in immersive Landschaften, die mit akustischen und visuellen Komponenten angereichert sind.